HAUSTIERGESUNDHEIT

Akute Niereninsuffizienz bei Katzen

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Symptome, Diagnose und Behandlung.

Unter einer akuten Niereninsuffizienz (ANI) versteht man den plötzlichen teilweisen oder totalen Ausfall der Nierenfunktion. Im Vergleich zur chronischen Niereninsuffizienz kommt der akute Verlust der Nierenfunktion wesentlich seltener vor.

Grundsätzlich wird zwischen drei Formen der akuten Niereninsuffizienz unterschieden – je nachdem, wo die Ursache liegt.

Akute prärenale Niereninsuffizienz

Bei der akuten prärenalen Niereninsuffizienz sind Erkrankungen für das Nierenversagen verantwortlich, die der Niere „vorgeschaltet“ sind. So können zum Beispiel ein Kreislaufschock oder Komplikationen während einer Narkose zu einer verminderten Durchblutung der Nieren führen und eine akute prärenale Niereneffizienz verursachen.

Renale akute Niereninsuffizienz

Von einer renalen Niereninsuffizienz spricht man, wenn das Nierengewebe geschädigt ist. Mögliche Ursachen sind:

  • körpereigene Giftstoffe, die zum Beispiel bei Darmverschluss, Bauchfellentzündung oder Pyometra freigesetzt werden
  • externe (Gift-)Stoffe, die vom Tier aufgenommen werden, wie zum Beispiel Äthylenglykol (süß schmeckendes Frostschutzmittel), Thallium (u.a. in Rattengift), Rosinen (!), Antibiotika oder Schmerzmittel
  • Infektionen, zum Beispiel durch Leptospiren ausgelöst
  • eine Verletzung der Niere, etwa durch einen Autounfall

Akute postrenale Niereninsuffizienz

Eine postrenale Niereninsuffizienz liegt vor, wenn die Krankheitssymptome durch eine Harnabflussstörung verursacht werden. Dafür können etwa Harnröhrensteine verantwortlich sein oder der Abriss eines Harnleiters infolge eines Unfalls.


Symptome einer akuten Niereninsuffizienz

Die Symptome können je nach Ursache variieren und besonders akut auftreten:

  • Allgemeinzustand: Fieber, Schwäche, Depressionen, Appetitlosigkeit, Dehydrierung
  • Verdauungsapparat: Erbrechen, Durchfall, Magen- bzw. Darmblutungen, Mundgeruch
  • Blut: Gerinnungsstörungen, Blutungsneigung, Blut im Kot bzw. im Urin
  • Je nach Ursache, Darstellung und Verlauf kann die Katze bspw. große Mengen unkonzentrierten Urins absetzen oder aber auch überhaupt nicht mehr urinieren.
  • Im Endstadium kommt es zum Koma und zum Tod.


Diagnose einer akuten Niereninsuffizienz

Bei einer Niereninsuffizienz ist es wichtig, schnell kompetente tierärztliche Hilfe zu holen. Teilen Sie dem Tierarzt sofort mit, was vorgefallen ist und beantworten Sie seine Fragen gewissenhaft und präzise. Hat die Katze z.B. Rosinen gefressen? Hatte sie einen Unfall? Je mehr Informationen Sie ihm geben können, desto besser.

Im Falle einer akuten Niereninsuffizient werden bei einer Blutuntersuchung häufig erhöhte Harnstoff-, Kreatinin-, Kalium- und Phosphorwerte festgestellt. Bei der Untersuchung des Harnsedimentes findet man besonders bei der akuten renalen Niereninsuffizienz Harnzylinder, Zellen und Kristalle.


Behandlung einer akuten Niereninsuffizienz

Die verbleibende Nierenfunktion muss umgehend gestützt und erhalten werden. Dafür wird der Tierarzt folgende Behandlungsschritte durchführen.

  • Die erste und wichtigste Maßnahme ist der Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes durch Infusion und die Zuführung von Elektrolyten. Bei Katzen, die wenig oder gar keinen Urin absetzen, wird mit Diuretika versucht, den Harnabsatz wieder in Gang zu bringen. Der Zustand der Katze sollte sich innerhalb von 24 bis 36 Stunden verbessern und sie sollte wieder urinieren können.
  • Ist das nicht der Fall, wird eine Dialyse in Betracht gezogen, über die harnpflichtige Stoffe aus dem Blutkreislauf entfernt werden müssen. Beim Menschen wird die Dialyse in Form einer Hämodialyse durchgeführt: Dabei wird das Blut aus dem Körper geleitet, durch eine künstliche Niere gefiltert und danach dem Körper wieder zugeführt. Bei Tieren wird ein solches Verfahren nur in Ausnahmefällen durchgeführt, da die Anschaffung solcher Geräte sehr teuer ist. Deshalb kommt bei Tieren eher die

Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) zum Einsatz: Hier gelangt die Dialyselösung über einen Katheter in den Bauchraum und verbleibt dort. Durch den Konzentrationsunterschied zwischen der Lösung und dem Blut werden Wasser und Giftstoffe (Harnstoff, Kreatinin, Phosphor) aus dem Blut über das Bauchfell in die Dialyseflüssigkeit gezogen. Die Flüssigkeit wird dann mehrmals täglich ausgetauscht. Die Infektionsgefahr bei dieser Behandlung ist sehr groß, die Katheter müssen daher nach nur ein bis zwei Tagen entfernt werden.

  • Im weiteren Verlauf werden Antiemetika eingesetzt, um Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen. Außerdem erhält die Katze Substanzen, die die Magenschleimhaut schützen.
  • Im Anschluss steht eine Diätnahrung auf dem Speiseplan. Frisst die Katze anfangs nicht selbständig, muss sie eventuell über eine Ernährungssonde versorgt werden.
  • Tiere mit akuter Niereninsuffizienz neigen zu Harnwegsinfekten, die eine Behandlung mit Antibiotika erfordern.


Prognose einer akuten Niereninsuffizienz

Je schneller die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser sind natürlich auch die Heilungschancen. Die meisten Katzen mit Niereninsuffizienz im akuten Stadium sind „Intensivpatienten“, deren Laborwerte mehrmals täglich kontrolliert werden müssen. Eine klinisch-stationäre intensiv-medizinische Behandlung und Überwachung sichert die besten Heilungschancen. Sobald die Katze gesundheitlich über dem Berg ist, kann es Wochen und sogar Monate dauern, bis die Blutwerte wieder ganz normal sind.

Eine vollständige Heilung ist zwar möglich, aber viele Katzen, die eine akute Niereninsuffizienz erlitten haben, entwickeln danach eine chronische Niereninsuffizienz. Mit der entsprechenden Behandlung können betroffene Katzen aber noch viele Jahre ein glückliches Leben führen.

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